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Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

die Entwicklung der Menschheit ist geprägt von einer stetigen Zunahme an Mobilität in allen Bereichen. Die berufliche, sektorale oder regionale Mobilität von Beschäftigten bezieht sich dabei auf Veränderungen im Arbeits- und Wohnumfeld, wobei Ortsveränderungen Verkehr erzeugen. Mobilität beschreibt damit Phänomene der Interaktion von Menschen im wirtschaftlichen und sozialen Umfeld und steht damit mit einer Vielzahl von Entscheidungsprozessen unterschiedlicher Akteure in Beziehung, die sich im Personen- und Güterverkehr widerspiegeln.

Auf der regionalen und städtischen Ebene geht es vielfach um eine Reduktion der nachteiligen Wirkungen des Verkehrs, insbesondere bezogen auf die Feinstaubbelastung und Emission von Lärm, CO2 und Stickoxiden. Es ist politisch wie auch in der Umsetzung einfach, Maßnahmen zur sogenannten Verkehrsberuhigung einzuführen, wie eine Herabsetzung der Geschwindigkeiten oder Veränderungen im Verkehrsnetz, die ganze Bereiche der Innenstädte möglichst autofrei gestalten. Übersehen wird dabei häufig, dass eine gute verkehrliche Erreichbarkeit eine Grundvoraussetzung für eine funktionsfähige Volkswirtschaft darstellt.

In der Stadt- und Regionalplanung geht es darum, die wechselseitigen Wirkungen von verkehrlichen Maßnahmen und der regionalen Entwicklung bereits in der Planungsphase zu berücksichtigen. Die gewünschte Stärkung des öffentlichen Verkehrs erfordert Maßnahmen, die diesen gegenüber dem Individualverkehr attraktiver gestalten. Erreicht werden kann dies durch eine deutliche Verbesserung der Multimodalität: Das heißt, dass zwischen unterschiedlichen Verkehrsmoden, wie Bahn, Bus, Auto, Fahrrad, etwa zwischen Wohngebieten und den wirtschaftlichen Zentren einer Region gewählt werden kann. Wichtig ist auch eine Stärkung der Intermodalität, wenn also zum Erreichen eines Ziels nacheinander auf unterschiedliche Verkehrsträger zugegriffen werden muss, die einzelnen Verkehrsträger aufeinander abgestimmt sind und damit Wartezeiten und Barriereeffekte möglichst gering ausfallen. Vielfach wurden derartige Konzepte zumindest teilweise umgesetzt ohne die gewünschten Wirkungen zu erzielen.

Der Einsatz innovativer Informations- und Kommunikationstechnologien und satellitenbasierter Systeme, wie wir sie heute zur Verfügung haben, ermöglicht jedoch völlig neuartige Lösungskonzepte. Hierzu gehört auch der Ausbau der Elektromobilität, aber auch Fahrzeuge ausgestattet mit wesentlich mehr Fahrerassistenzsystemen sowie autonom fahrende Fahrzeuge und deren Vernetzung untereinander und mit lernfähigen Verkehrsbeeinflussungseinrichtungen. Durch eine Vorausberechnung der Verkehrsdaten über mehrere Stunden lassen sich die erwarteten Auswirkungen von Unfällen, Streckenschließungen oder Großveranstaltungen ermitteln. So können auch die Verkehrsteilnehmer frühzeitig über Alternativen informiert werden.

Durch die Aggregation von verschiedenen verkehrs- und umweltrelevanten Datenquellen kann auch der öffentliche Verkehr wesentlich besser an die individuellen Bedürfnisse der Fahrgäste angepasst werden und dadurch an Attraktivität gewinnen. Insbesondere, wenn unterschiedliche Mobilitätskonzepte miteinander innovativ verknüpft werden, so dass ein möglichst barrierefreies und unkompliziertes Umsteigen zwischen unterschiedlichen Verkehrsträgern und Mobilitätskonzepten, wie Car2Go, Taxi-Dienstleistungen oder Bus und Bahn, ermöglicht wird. So sollten wir dem Ziel einer deutlich verbesserten umweltfreundlichen Mobilität mittel- bis langfristig näher kommen. Freuen wir uns auf die vielfältigen Herausforderungen und Möglichkeiten, die sich unserer Gesellschaft bieten. Einen Einblick in die mobilitätsbezogenen Aktivitäten des Steinbeis-Verbunds gibt Ihnen die aktuelle Ausgabe des Steinbeis Transfermagazins.

Ihr

Prof. Dr. habil. Günter Haag

Kontakt

Prof. Dr. habil. Günter Haag leitet das Stuttgarter Steinbeis-Transferzentrum Angewandte Systemanalyse (STASA) und ist Gründungsgesellschafter der STASA GmbH. 2011 erhielten die Experten am Zentrum gemeinsam mit der Institut Dr. Foerster GmbH & Co. KG den Transferpreis der Steinbeis-Stiftung – Löhn-Preis für die Entwicklung eines Verfahrens zur automatisierten Blindgängerdetektion.

Ihr Kontakt zu Günter Haag: guenter.haag@stw.de