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Liebe Leserinnen und Leser,

bis vor Kurzem hielten wir eine globale Pandemie und einen Krieg in Europa zwar grundsätzlich für denkbar, aber insgesamt für recht unrealistische Szenarien – vor allem beides gleichzeitig. Nun ist beides real und könnte nur die Spitze des Eisbergs sein. Die Welt wird zukünftig häufiger mit unerwartet auftretenden globalen Bedrohungen und Krisen konfrontiert sein. Die Weltgemeinschaft ist daher gefordert nach neuen Lösungen zu suchen, um mit diesen Umbrüchen umzugehen, sie zu bewältigen und sich an sie anzupassen.

Im Bereich der Innovationen wird Resilienz ebenso wichtig werden wie der inzwischen gängige Begriff der Nachhaltigkeit. Mit anderen Worten: Innovationen müssen den Herausforderungen unvorhergesehener und globaler extremer Bedrohungen gewachsen sein. Die Vorbereitung auf diese extremen Bedrohungen oder XTs (extreme threats), wie wir sie in der Risikoforschung nennen, ist ein Hauptthema der gemeinsamen Forschung von Steinbeis mit der ETH Zürich. Die durch die XTs veränderten Bedürfnisse der Gesellschaft brauchen Antworten, die multilaterale Ansätze in sich vereinen.

Um mit XTs umgehen zu können, sind passende und innovative Risiko- und Resilienzlösungen notwendig. Kaum etwas veranschaulicht dies besser als die Aussage von Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, mit der sie kürzlich eingestand, „wie anfällig unsere Energieinfrastruktur ist”.

Dies ist gleichzeitig eine Herausforderung, der wir uns annehmen müssen. Die Entwicklung innovativer Lösungen kann nur durch sektorübergreifende Kooperationen erreicht werden. Die Bündelung nationaler und internationaler Kompetenzen ist hier eine Notwendigkeit. Grundlagenforschung, angewandte Forschung, Technologietransfer und Politik sind gleichermaßen gefordert ihre Beiträge zusammenzubringen. Die europäische Antwort auf die zitierte verwundbare Infrastruktur umfasst Resilienz-Stresstests auf der Grundlage neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse in Kombination mit neuartigen Technologietransfermechanismen wie zum Beispiel „Resilience-analysis-as-a-service”. Die neue EU-Richtlinie zur Widerstandsfähigkeit kritischer Infrastruktur bildet dies bereits ab.

Die wissenschaftliche Community mit ihren vielfältigen Kooperationen in die Wirtschaft kann mit den sechs erarbeiteten Resilienzprinzipien Umsicht, Modularität, Redundanz, Diversität, Anpassungsfähigkeit und Einbettung in künftigen Innovations- und Technologietransferprozessen ihren Beitrag dazu leisten. Die Risiko- und Resilienzforschung, beispielsweise im Steinbeis-Verbund oder am ETH Zürich Risk Center, kann in Zeiten von XTs Innovationen auf ihre Resilienzfähigkeit hin bewerten und sie damit qualifizieren.

Die Beiträge dieser Ausgabe des Transfer-Magazins betrachten das Risikomanagement aus ganz unterschiedlichen Perspektiven und geben spannende, neue Einblicke. Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre!

Professor Dr. Aleksandar Jovanovic und Dr. Hélène Schernberg

 


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