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Wie Handwerksbetriebe von der VFMEA profitieren

Steinbeis-Beratungszentrum überzeugt mit einem Werkzeug zur Effizienzsteigerung

Methoden zur Qualitätssteigerung gibt es viele – geeignete Methoden für Handwerksbetriebe und kleine Unternehmen (KMU), die ohne großen Aufwand und größere Investitionen auskommen, nicht. Mit VFMEA hat Professor Dr.-Ing. Ralf Hörstmeier, Leiter des 2011 gegründeten Steinbeis-Beratungszentrums Angewandte BewegungsTechnologie (ABT), eine praxistaugliche Vorgehensweise initiiert, die eine Basis für Qualitätssteigerungen bietet. 2013 eingeführt, profitieren inzwischen zahlreiche Handwerksbetriebe und KMU von VFMEA.

Die Abkürzung VFMEA steht für Verschwendungs-, Fehlermöglichkeitsund Einflussanalyse. Die Methode, bei deren praktischer Umsetzung von Anfang an das Steinbeis-Beratungszentrum ABT eingebunden war, ist in allen Branchen und Gewerken anwendbar. Die Besonderheit: Betriebsinhaber und Mitarbeiter suchen gemeinsam nach Fehlern und Verschwendungen und erarbeiten die Grundlage für künftige Betriebsoptimierungen. „Wir binden die gesamte Struktur und alle Bereiche eines Betriebes ein und lassen keine Chance, Fehler und Verschwendungen zu übersehen“, fasst Ralf Hörstmeier zusammen, „andere Methoden sind eher technisch und betrachten einzelne Bereiche, VFMEA ist dagegen ein Element der Betriebsführung, handfest und einfach anzuwenden. Sie deckt beispielsweise Kommunikationslücken im Betrieb auf oder stößt verbesserte Arbeitsabläufe an – ohne großen Aufwand, ohne hohe Kosten.“ Ist die Grundlage geschaffen, können bei Bedarf weitere Qualitätsmethoden und Management-Systeme aufgesetzt werden.

Ein alteingesessener Fachbetrieb im Schwabenland gehört zu den Nutznießern: Die Stuttgarter Maler Rücker GmbH profitiert von der VFMEAInitiative für Handwerksbetriebe. Der Familienbetrieb existiert seit 30 Jahren und wird heute in zweiter Generation geführt. Nach dem Motto „Farbe bringt Freude ins Leben“ sind knapp 30 Mitarbeiter bei Kunden in der Landeshauptstadt und Umgebung, im privaten und gewerblichen Bereich im Einsatz. Die fachspezifischen Dienstleistungen aus einer Hand umfassen alle Modernisierungs- und Sanierungsaufgaben, innen wie außen, die gestalten, erhalten und schützen. Dazu zählen auch Dachboden- oder Kellerdeckendämmung sowie Hausverwaltungsdienste. Als Innungsfachbetrieb fühlen sich Inhaber Ingo Rücker und sein Team der „qualitativ hochwertigen Ausführung und fachlich perfekten Leistung“ verpflichtet.

„Ein willkommenes Werkzeug zur Qualitätssteigerung“ sieht Ingo Rücker in der VFMEA-Methode, die er als Pilotunternehmen in seiner Branche in Baden-Württemberg eingeführt hat. „Ich wollte in meinem Betrieb schon immer etwas gegen Fehler und Verschwendungen unternehmen, mir fehlte nur eine Vorgehensweise, um sie systematisch erfassen und analysieren zu können“, so der Betriebsinhaber, „mit VFMEA habe ich jetzt das passende Instrument an der Hand.“

Nach der Devise „Hilfe mit und zur Selbsthilfe“ haben der Unternehmenschef und sein Mitarbeiterteam unter Moderationsleitung von Ralf Hörstmeier den Betrieb, Strukturen und Abläufe unter die Lupe genommen. Dabei wurden Organisation, Kommunikation, Personal, Kundenkontakte, Aufträge und Beschaffung auf Verschwendungen, deren Ursachen und Zusammenhänge sowie auf Verbesserungspotenzial hin untersucht. „Der moderierte Projektauftakt hat unsere Erwartungen voll erfüllt. Die Ergebnisse, darunter eine gemeinsam erstellte Sammelliste mit Fehlern und Verschwendungen, nutzen wir seither zur gezielten Umsetzung von Maßnahmen“, beschreibt Ingo Rücker, „damit hat unser Betrieb eine gute Ausgangsbasis zur Optimierung der Abläufe erhalten.“ Durch die Einbindung der Mitarbeiter sei die Grundlage für eine hohe Akzeptanz gegeben, so der geschäftsführende Gesellschafter: „Das Projekt ist auf eine positive Resonanz gestoßen und hat großes Engagement ausgelöst.“ Unterstützend wirkt auch ein Projektkoordinator, der von den Teammitgliedern gewählt worden ist.

Steinbeis-Berater Ralf Hörstmeier betont, dass mit dieser zeitlich und finanziell überschaubaren Methode eine Basis geliefert werde: Mit der Abschlussdokumentation und einem individuellen Maßnahmenkatalog in der Hand entscheidet jeder Betrieb selbst, wie weiter verfahren wird. Im Vorgriff auf künftige Entwicklungen sollen demnächst VFMEA-Apps eine effektive Unterstützung bei der Umsetzung bieten. Bereits erprobt wurde die praxisnahe Methode im Elektro-, Maler-, Metall- und Tischler- Handwerk, derzeit wird sie in breiterem Maße auf Betriebe aus allen Bereichen übertragen. Die Einführung erfolgt in Kooperation mit Kammern und Verbänden und kann in einigen Bundesländern finanziell gefördert werden.

„Jedes Unternehmen, unabhängig von Größe und Erfolg, hat das Potenzial, sich zu verbessern“, befürwortet Lena Strothmann, Präsidentin der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe (OWL) zu Bielefeld den Ansatz, „dabei gilt es unter anderem, Sparpotenziale zu finden und Verschwendungen auszumerzen. Oft führen aber auch Verbesserungen in der Kommunikation zu mehr Erfolg.“ Norbert Durst, Beauftragter für Innovation und Technologie der Handwerkskammer Region Stuttgart, ist überzeugt: „Die Digitalisierung betrieblicher Abläufe ist derzeit ein großes Thema – auch im Handwerk. Vor der Digitalisierung muss aber die Optimierung stehen. VFMEA ist dabei ein sehr guter Ansatz für Handwerksbetriebe, Fehler und Verschwendungen aus den Abläufen zu eliminieren.“

Kontakt

Professor Dr.-Ing. Ralf Hörstmeier
Steinbeis-Beratungszentrum Angewandte BewegungsTechnologie (ABT) (Spenge)

Ingo Rücker
Maler Rücker GmbH (Stuttgart)

Martina Bauer
Freie Journalistin (Bielefeld)