Ergebnispräsentation der Blue Ocean Untergruppe „Messbarkeit von Innovation“ (v. l. n. r.): Christian Bell (iteratec), Fatma Karatay (TransnetBW), Peter Neske (Pfizer Pharma)

„Immer wieder ins Netzwerk reinhören und sich weiterentwickeln“

Im Gespräch mit Alexandra Rudl, Geschäftsführerin der bwcon GmbH

Die Arbeit in einem Netzwerk bietet Unternehmen viele Vorteile, nicht zuletzt Erfahrungsaustausch unter Gleichgesinnten und die Möglichkeit von anderen zu lernen. Aber wie gelingt es, ein erfolgreiches Netzwerk aufzubauen und zu pflegen? Eine, die es wissen muss, ist Alexandra Rudl, Geschäftsführerin der bwcon GmbH und Initiatorin der „Blue Ocean Group“, eine von 17 Arbeitsgruppen im bwcon-Netzwerk. Sie hat mit der TRANSFER über diese Arbeitsgruppe bestehend aus rund 50 Innovationsverantwortlichen, ihre Ziele und Entwicklung gesprochen sowie Tipps für den Aufbau eines erfolgreichen Netzwerkes gegeben.

Frau Rudl, Sie sind die Initiatorin der Blue Ocean Group: Wie ist die Idee dafür entstanden und was sind die Ziele der Gruppe?

Der Ausgangspunkt war eine Diskussion mit einem Innovationsmanager des bwcon-Mitglieds Festool im Jahr 2015. Wir unterhielten uns über den Aufbau von Geschäftsmodellen abseits vom Kerngeschäft und darüber, wie man Gleichgesinnte zu diesem Thema finden und einen regelmäßigen Austausch hierzu führen könnte. Wir haben dann im Anschluss mit Menschen aus unserem jeweiligen Netzwerk gesprochen und diese zu einem Treffen in dem Innovationslabor von Festool in Esslingen eingeladen. Wir waren am Anfang eine Gruppe von etwa zehn Menschen. Beim ersten Treffen entwickelte sich bereits der Spirit, der die Gruppe bis heute prägt: ein ganz offener und authentischer Austausch zur Exploration neuer Geschäftsfelder. Hierzu gehören methodische Ansätze genauso wie Fragen der Unternehmenskultur und des Innovationsmanagements. Alle sind sich bewusst, dass ihre Aufgabe zumeist mit Neuland und Veränderung verbunden ist und niemand ein Patentrezept dafür hat. Und genau das ist aus meiner Sicht die DNA der Blue Ocean Group.

Über die Jahre hat sich unsere Gruppe weiterentwickelt und heute ist sie ein Netzwerk von circa 50 Menschen, die sich alle mit Innovation und Veränderung in ihren Unternehmen beschäftigen. Die Gruppe ist bunt gemischt, viele haben in ihrem Unternehmen eine besondere Rolle beispielsweise als Innovationsmanager und somit ist Teil ihrer Job-Beschreibung, neue Themen anzugehen und dabei auch neue Vorgehensweisen ins Unternehmen zu bringen. Die Teilnehmenden schätzen es sehr, sich in solch einem Kreis mit anderen auszutauschen, die in ihrem Unternehmen ebenfalls diese Rolle innehaben. Ein weiteres besonderes Merkmal unserer Gruppe ist, dass sie branchenübergreifend ist: Die Teilnehmenden kommen unter anderem aus der Gesundheitsbranche, aus dem Umfeld der Produktion oder der Softwareentwicklung. Die Unternehmen vereint, dass sie vor ähnlichen Herausforderungen stehen, aber nicht im Wettbewerb zueinanderstehen und sich deshalb besonders gut und offen gegenseitig beraten können.

Auch das Thema Scheitern, das sehr oft stiefmütterlich behandelt wird, wird bei uns offen angesprochen: Es geht uns um den Austausch von Erfahrungen, zu denen nicht selten auch das Scheitern gehört, und wie man aus diesen Erfahrungen lernen kann. Wichtig ist, dass die Blue Ocean Group ein Vertrauensraum ist – was hier besprochen wird, bleibt auch in der Blue Ocean Group. Das gibt unseren Mitgliedern die Sicherheit, sich ehrlich und offen austauschen zu können.

Was waren aus Ihrer Sicht die wichtigsten Meilensteine in der Entwicklung der Blue Ocean Group?

Nach dem ersten Treffen war der nächste Schritt, dass man sich als Gruppe wahrnimmt, sich einen Namen gibt und sich regelmäßig trifft. Es begann damit, dass immer eine Person aus der Gruppe zu sich ins Unternehmen eingeladen hat und damit den Impuls gab, wie das Thema Innovation in seinem Unternehmen umgesetzt wird. Dieses Format haben wir bis heute beibehalten. Die Teilnehmenden teilen dann in einer Diskussion ihre persönlichen Erfahrungen, sodass es am Ende eine Beratung für das einladende Unternehmen gibt: eine sehr intensive Peer-to-Peer-Beratung.

Während der Anfangszeit habe ich die Blue Ocean Group allein von Seiten der bwcon koordiniert. Daher bestand der zweite Entwicklungsschritt für mich darin, weitere Personen mit in die Rolle der Koordination einzuladen: So kamen Dr. Claudia Roth von Vetter Pharma und Christian Bell von iteratec – beide aus bwcon-Mitgliedsunternehmen – als Leiter der Gruppe dazu. Wir drei gestalten nun gemeinsam die Weiterentwicklung der Blue Ocean Group. Zusammen haben wir einen Dreistufenplan erstellt: Seit Beginn steht der Austausch und die gegenseitige Beratung im Fokus. Seit Mitte des letzten Jahres haben wir den zweiten Schritt geschafft, nämlich den Wissenstransfer von neuen Methoden und Ansätzen in der Gruppe zu stimulieren, zum Beispiel durch gegenseitige Weiterbildung. Im dritten Schritt wollen wir wertschöpfende Kooperationen zwischen den Mitgliedern schaffen. Aktuell stehen wir am Anfang der dritten Stufe: So bieten wir zum Beispiel das Seminarprogramm „Weiterqualifizierung zum Innovationsmanager“ am Markt an, das mehrere Mitglieder gemeinsam entwickelt haben.

In einem Netzwerk geht es auch um gemeinsames Arbeiten, welche Rahmenbedingungen sollten erfüllt sein, damit dieses gelingt und welche Rolle spielt dabei die Arbeitskultur?

Es ist wichtig, einen Vertrauensraum zu haben beziehungsweise zu schaffen. Dafür gibt es in jedem Netzwerk bestimmte Grundsätze und auch ein Netzwerk hat eine bestimmte Arbeitskultur. Wir nehmen uns in jedem Meeting kurz Zeit, um an unsere Leitlinien wie Offenheit, Vertrauensraum und Authentizität zu erinnern. Dies ist auch wichtig für neue Personen, die zu der Gruppe dazukommen und gibt ihnen einen Rahmen dafür, wie sie in der Gruppe agieren können.

Wir arbeiten außerdem immer wieder in Kleingruppen. Wir haben dafür zum Beispiel unsere Blue Ocean-Problemwerkstatt. In diesem Format kann eine kleine Gruppe ein bestimmtes Problem intensiv bearbeiten, losgelöst von unseren Meetings. Auch das schafft einen Vertrauensraum.

Worauf sollte man beim Aufbau und bei der Koordination eines Netzwerkes achten?

Aus meiner Erfahrung mit der Blue Ocean Group kann ich sagen, dass es besonders wichtig ist zu wissen, was brauchen und was wollen die Teilnehmenden. Am Anfang habe ich eine detaillierte Agenda für unsere Meetings vorbereitet, dann aber schnell gemerkt, dass es diese gar nicht braucht. Unsere Gruppenmitglieder wollen zusammenkommen, sich austauschen und beraten. Vielleicht liegt es daran, dass Innovationsmenschen eher kreativ zusammenarbeiten, statt sich steif nach einer Agenda zu richten. Aber der Grundsatz, dass man sich in einem Netzwerk nach den Menschen, nach deren Bedarfen richten sollte, trifft auf jedes Netzwerk zu.
Deswegen lautet mein Rat: Hören Sie den Menschen zu. Wir sind am Anfang ohne einen großen Plan gestartet und haben dann, basierend auf den Wünschen und Vorstellungen unserer Mitglieder, eine Strategie entwickelt, die wir immer wieder in der Gruppe diskutieren und wenn nötig anpassen. Ich denke, dieses schrittweise Vorgehen ist eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg eines Netzwerkes: Immer wieder ins Netzwerk reinhören und sich weiterentwickeln und nicht einfach blind einem vorgegebenen Ziel folgen.


Blue Ocean Group

Die Blue Ocean Group ist ein Kreis aus rund 50 Innovationsverantwortlichen, die sich in Kleingruppen regelmäßig treffen, um auf Augenhöhe voneinander zu lernen. Sie sind verantwortlich für Innovation und Transformation in Ihrem Unternehmen und interessieren sich für die bwcon Blue Ocean Group? Dann wenden Sie sich gern per E-Mail an Alexandra Rudl!


Wollen Sie mehr über die Blue Ocean Group wissen? Dann lesen Sie hier „Wie können wir Innovation messen?

 

 

Kontakt

Alexandra Rudl (Interviewpartnerin)
Geschäftsführerin
bwcon GmbH (Stuttgart)
www.bwcon.de

217077-36