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Liebe Leserinnen und Leser,

in dieser Ausgabe beleuchtet die TRANSFER die Potenziale und Beziehungen zwischen Mensch und „maschineller Intelligenz“ in einer künftigen Lebenswelt. Dieses Thema bildet den Abschluss einer Schwerpunktreihe, die sich in diesem Jahr mit dem übergeordneten Kampagnenmotto „Nutzen stiften! …für Herausforderungen in Ökonomie und Ökologie“ auseinandergesetzt hat.

Es ist ohne Frage entscheidend, aktuelle und kommende Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) in erster Linie auf ihren Nutzen hin zu überprüfen, denn allmählich sollten aus technologischen Machbarkeitsstudien Anwendungen mit Mehrwert erwachsen. Wozu schließlich braucht man Lösungen, wenn es keine passende Problemstellung dafür gibt. Diese als „Solutionismus“ beschriebene Entwicklung scheint zu einer nicht unkritischen Herausforderung für die Digitalisierung zu werden, denn es gibt auch aktuell viele Anwendungen nur deshalb, weil sie aus technologischer Sicht umsetzbar sind. Mit einem überaus treffenden Vergleich beschreibt der amerikanische Architekt und Designer Richard Saul Wurman diesen Konflikt: „… mehr Schulen führen nicht automatisch zu klügeren Kindern.“ Dieses prägnante Beispiel kann gut als Leitmotiv für viele Inventionen in der Digitalwirtschaft dienen, um eine so mächtige Technologie – wie es KI sein kann – intelligent und reflektiert einzusetzen.

Neben der Erforschung des Machbaren benötigt es bei der KI-Entwicklung auch eine Wissenschaft, die sich mit einem holistischen Blick um soziotechnische Fragestellungen kümmert – um messbare Vorteile für den Menschen und seine Umwelt. Es ist wichtig, sich von einer ausschließlich technischen Faszination zu lösen und überzogene Fiktionen und Ängste zu verwässern. Im Mittelpunkt steht also die Frage, warum und vor allem wofür wir künstliche Intelligenz benötigen und wie sie koexistenziell zu einer Verbesserung unserer Welt von morgen beitragen kann.

Im Abgleich zu den führenden KI-Standorten an der amerikanischen Westküste und in Asien sollten Forschungsschwerpunkte mit soziotechnischem Hintergrund gerade in Europa als Chance verstanden werden. In dieser nahezu einmaligen Verdichtung von erfolgreichen wissenschaftlichen Institutionen und den vielschichtigen kulturellen Einflüssen eng kooperierender Länder kann die Qualität von digitalen Entwicklungen ein höheres, in mancherlei Hinsicht profitableres Niveau erreichen.

Nicht zuletzt ist neben dem transkulturellen vor allem der interdisziplinäre Austausch von größter Bedeutung: Nur so lassen sich die notwendigen Anschlüsse zwischen unterschiedlichen Forschungsfeldern herstellen, um bei digitalen Innovationsprozessen künftig auch menschliche Werte zu verankern. Der Steinbeis-Verbund bietet dafür die Möglichkeiten – lassen Sie uns dieses Potenzial gemeinsam nutzen.

Ihr Prof. Erich Schöls