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Intelligente und klimafreundliche Städte in einer sich verändernden Welt

Steinbeis-Team unterstützt die Europäische Klimaschutzinitiative

Die „Smart City“ ist ein visionäres Konzept für Städte der Zukunft. Unter diesem Ansatz entwickeln und erproben Städte immer häufiger intelligente Lösungen, die sie später im großen Maßstab umsetzen wollen. Im Rahmen des Projekts „Baltische Dialogplattform – Smart Cities für den Klimaschutz“ hat sich auch das Steinbeis-Forschungszentrum Technologie-Management Nordost an der Lösungsfindung für Städte der Zukunft beteiligt.

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Das langfristige Ziel der EU ist es bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen, das heißt „die Treibhausgasemissionen auf Netto-Null zu reduzieren“ (UNFCCC 2020). Für die Städte bedeutet das große Veränderungen, denn sie tragen wesentlich zum Klimawandel bei, da sie aufgrund ihres Energieverbrauchs circa 70 % der globalen Treibhausgase emittieren.[1] Entscheidend für die Entwicklung und Förderung klimafreundlicher und intelligenter Städte, aber auch für das Erreichen der EU-Klimaziele sind Wissenstransfer, der Austausch von Good Practices und Kapazitätsentwicklung im Hinblick auf die Nachhaltigkeitstransformation kommunaler Infrastrukturen im Kontext der Digitalisierung. Zu diesem Zweck wurde 2020 eine deutsch-baltische Dialogplattform gegründet, die von der Europäischen Klimaschutzinitiative (EUKI) unterstützt wird.[2] Das übergeordnete Ziel der EUKI ist es, die Klimakooperation innerhalb der Europäischen Union (EU) zu fördern, um den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren.

An dem Projekt „Baltische Dialogplattform – Smart Cities für den Klimaschutz“ waren fünf Partner aus vier Ländern beteiligt: die Kaunas University of Technology (KTU) aus Litauen, die Riga Energy Agency (REA) aus Lettland, die Tartu Regional Energy Agency (TREA) aus Estland sowie adelphi als Projektleitung und das Steinbeis-Forschungszentrum Technologie-Management Nordost aus Deutschland. In mehreren Gesprächsrunden befassten sich die über 345 Teilnehmer und rund 50 Referenten mit spezifischen Schwerpunktthemen rund um Smart-City-Entwicklungen für den Klimaschutz. Das Steinbeis-Team um Frank Graage moderierte alle Dialoge und vermittelte Kontakte zu anderen Akteuren.

Vier Empfehlungen für eine klimafreundliche Smart City
Die gewonnenen Erkenntnisse lassen sich zu vier Empfehlungen zusammenfassen.[3] Sie richten sich vor allem an Kommunen, die bisher noch keine Maßnahmen für eine klimafreundliche Smart City ergriffen haben und daran interessiert sind die Klimaschutz- und Smart-City-Ansätze in ihrer Stadt umzusetzen. Sie sehen folgendermaßen aus:

1. Integration des Smart-City-Konzepts in die nachhaltige Stadtentwicklung und den Klimaschutz der Stadt
Das Smart-City-Konzept sollte mit den Stadtentwicklungszielen sowie den Pariser Klimazielen und den Nachhaltigkeitszielen kohärent sein. Die Städte sollten dabei ehrgeizige Klimaschutzziele anstreben und ihre wichtigsten Quellen für Treibhausgase, beispielsweise Verkehr, Heizung und Stromerzeugung, in Angriff nehmen. Idealerweise sollte sich die Treibhausgasreduzierung nicht nur auf die produktionsbedingten, also die innerhalb einer Stadt erzeugten Emissionen konzentrieren, sondern auch die außerhalb der Stadt für den Konsum erzeugten Emissionen berücksichtigen.[4] Wichtig ist es, die Auswirkungen auf das Klima jetzt zu minimieren und Maßnahmen nicht in die Zukunft zu verschieben, denn nur so können unsere Städte klimafreundlich werden.

2. Klimaschutz als Schwerpunkt: Festlegung der richtigen Prozesse in der Stadt und Integration des Klimaschutzes in alle Phasen der Smart-City-Entwicklung
Klimaschutz braucht effektive Prozesse und sollte ein fester Bestandteil in allen Phasen der Smart-City-Entwicklung sein: in der Planung, der Projektdurchführung und der Replikation.

In der Planungsphase werden üblicherweise Visionen, Zukunftsszenarien, Strategien und Aktionspläne entwickelt. Es ist entscheidend, die Umwelt- und Klimabilanz der Stadt zu analysieren und zu verstehen, wo sie in Bezug auf die Entwicklung einer Smart City steht. Am Ende der Planungsphase sollte ein eigener Smart-City-Strategie-Aktionsplan mit Blick auf die Zukunft entwickelt werden.

Während des gesamten Projektzyklus werden die Projekte mit den Klima- und städtischen Nachhaltigkeitszielen sowie mit dem entwickelten Aktionsplan abgeglichen. Bei der Konzeption von Projekten sollten diese einem Klima-Check unterzogen werden:

Die kontinuierliche Beobachtung und Bewertung der Smart-City-Projekte sind zwei der wichtigsten Maßnahmen, um den Fortschritt gegenüber dem entwickelten Aktionsplan zu bewerten und diesen bei Bedarf anzupassen. Idealerweise wird ein stadtweites Monitoring- und Bewertungssystem eingerichtet, das zentrale Klima- und Umweltindikatoren integriert, zum Beispiel Stromverbrauch, Heizenergie oder Kraftstoffverbrauch im Verkehr.

3. Umweltschutz auf digitaler Ebene: Frei zugängliche Bereitstellung der Daten zum Klimawandel und Beschaffung nachhaltiger digitaler Technologien
Ein wesentlicher Bestandteil vieler Smart-City-Lösungen sind digitale Technologien. Meist beruhen die Lösungen auf eigens programmierter, manchmal offener Software, zum Beispiel Apps für Carsharing oder Plattformen, über die Bürger ihre Ideen zur nachhaltigen Entwicklung ihrer Stadt einbringen können. Um solche digitalen Dienste anzubieten, müssen Informationen verarbeitet werden – und diese sollten auch frei zugänglich gemacht werden.

Die Open-Data-Prinzipien betonen die öffentliche Verfügbarkeit von und den Zugang zu Daten. Es reicht jedoch nicht aus, Daten einfach auf einer Plattform zu veröffentlichen – stattdessen geht es bei der Nutzung offener Daten darum, die digitale Kompetenz zu verbessern und auf die potenziellen Nutzer einzugehen.

Ein zentrales Ziel von intelligenten Lösungen ist mehr Effizienz, insbesondere in den Bereichen Mobilität und Energie. Die Forschung zu den Klimaeffekten digitaler Lösungen zeigt jedoch, dass Rebound-Effekte und Lastenverschiebungen diesen Effizienzgewinnen entgegenwirken können, wenn sie nicht beachtet werden.

4. Aufbau eines stadtweiten Netzwerks: Beteiligung aller relevanten Akteure an der Entwicklung einer klima­freundlichen Smart City
Für den Ausbau der für die Nutzung digitaler Technologien notwendigen Informations- und Kommunikationsinfrastruktur sowie für die Herstellung und Erprobung von Hard- und Software setzen Kommunen auf unterschiedliche Formen und Konzepte öffentlich-privater Partnerschaften. Neue Kooperationsmodelle mit anderen Akteuren, wie zum Beispiel Dienstleistern, Wissenspartnern, Bürgern und Auftragnehmern, bieten einen Rahmen für Kommunen um neue Dienstleistungen zu entwickeln, die die Grenzen zwischen dem öffentlichen und privaten Sektor ausloten. Denn eine klimafreundliche Stadtentwicklung braucht jeden.

Deutsch-baltische Zukunftspläne
Die Ergebnisse und Erfahrungen aus dem Projekt „Baltische Dialogplattform – Smart Cities für den Klimaschutz“ legten den Grundstein für die nächste Ebene des Austauschs zwischen verschiedenen Akteuren. Es ist geplant, Bildungs- und Qualifizierungsformate für kommunale Experten und Smart City-Akteure als Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis anzubieten. Sie sollen als Austauschpunkt zwischen Vorreitern und interessierten Stadtvertretern fungieren.


Weitere Informationen zu den Gesprächsrunden und Leitfäden finden Sie auf der Projekt-Website https://balticsmartcity.com/ [1]